Hammerschläge am Grünten

Text und Fotos: Stephan Käufer
Gleichmäßig im Takt…

Gleichmäßig im Takt…

Gleichmäßig im Takt hallen die Hammerschläge durch die Schmiede. In der Esse schwelt heiß glühend ein Holkohlefeuer und spiegelt sich in dem Sammelsurium aus Zangen und Hämmern unterschiedlicher Größe und Schwere, welches griffbereit auf seinen Einsatz wartet. Wasser zischt. Dampf steigt aus dem Bottich in das der Schmied das Werkstück zum kühlen gestürzt hat. Kinderaugen glänzen, während Kinderarme den schweren Hammer aus der Hand des kräftigen Mannes entgegennehmen dürfen. Diesmal jedoch wird die Kraft von zwei Armen benötigt, dem Hammer jenen Schwung zu verleihen, der dem glühenden Eisenklumpen seine Form geben wird. Doch vereint mit der Hilfe des Hünen gelingt auch dieses Werk, und am Ende kann der junge Mann stolz das selbst geschmiedete Hufeisen mit nach Hause nehmen.

Erlebniswelt am Grünten

Erlebniswelt am Grünten

In Burgberg im Allgäu, etwa 15 Autominuten nördlich, von Sonthofen liegt die „Erlebniswelt am Grünten“. Neben den Schaugruben und den Themenhütten, in denen Interessantes zu Geologie und Bergbau in der Region, anhand von Schautafeln Bildern und Gegenständen erklärt wird, ist gerade die Schauschmiede ein beliebter Publikumsmagnet.

Siggi Müller

Siggi Müller

„Die Bergwerke wurden aus Sicherheitsgründen verschlossen und waren fast in Vergessenheit geraten. Vor dreiundzwanzig Jahren, 1989 haben wir begonnen, die alten Gruben auszuheben“, erinnert sich Siggi Müller. Müller lebt in Blaichach, und ist Gründungsmitglied des Vereins „Historischer Bergbau Allgäu“. Mit einigen Gleichgesinnten setzte sich der heute Einundsiebzigjährige seinerzeit dafür ein, dass die Stollen wieder freigelegt und das ansehnliche Museumsdorf und die Schauschmiede errichtet wurden. Wenn der Allgäuer erzählt, beginnen seine Augen zu leuchten. Das schlohweiße Haar und der dichte wallende Bart tun ihr übriges dazu. Begeistert erzählt er von den Karten aus napoleonischer Zeit, die ihnen dabei halfen die Theresiengrube wieder für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Bereits im dreizehnten Jahrhundert wurde in der Region Bergbau im Tagebau betrieben. Mit der Erteilung des Bergregals begann im fünfzehnten Jahrhundert der Erzabbau unter Tage. Die Industrialisierung im neunzehnten Jahrhundert und bedingt durch sie, der Bau der Eisenbahnlinie bis Immenstadt, brachte in die Region hochwertigere und dabei preiswertere Erze. So begann in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts der Niedergang der Erzförderung, die für die Menschen im Allgäu über Jahrhunderte Brot und Arbeit bedeutet hatte.

Bereits im dreizehnten Jahrhundert…

Bereits im dreizehnten Jahrhundert…

Unterdessen streicht durch die Bäume hier unten am Fuße des „Grünten“, ein warmer Wind. Ein Raubvogel zieht majestätisch seine Kreise. Von der Thermik des Windes angehoben, schraubt er sich immer höher bis hinauf zum Gipfel des Berges, den die Einheimischen auch als „Wächter des Allgäus“ bezeichnen. Zwischen Grünten und Wertacher Horn entspringt auf 1070 m Höhe die Starzlach. Auf ihrem Weg zur Ostrach und weiter in die Iller hat sie ein imposantes Bett in den Fels geschnitten.

Starzlachklamm

Starzlachklamm

Ähnlich einem Kamin ragen die Felswände steil in den Himmel. Keine fünf Meter breit ist die Schlucht an manchen Stellen. Mittendrin wirbelndes, tosendes Wasser. Jetzt fällt es über eine Klippe in den Abgrund, zerschellt stiebend und gischtend an einer Felsnase, sammelt sich erneut nur um kurz darauf von einer Steinschneide in zwei Läufe geteilt, dem nächsten Katarakt zuzueilen. Alles ist feucht, nass. Moosbewachsener und nackter Fels wechseln sich ab. Irgendwo tropft Wasser von einer überhängenden Felskante. Sofort bildet sich ein zartes Rinnsal folgt für ein paar Meter dem von Menschenhand in den Fels getriebenen Steig. Dann, nachdem es eine weitere Barriere überwunden hat stürzt es zurück in den tosenden Bach, vereint sich mit den anderen Wassermassen um weiter dem Ozean entgegen zu eilen. Gleich den Krallen eines Greifvogels, die ihre Beute fest umschlossen halten, heften sich die Wurzeln riesiger Tannen an so manche Klippe hoch über der Klamm. Kerzengerade stehen die Bäume, trotzten in ihrem langen Leben so manchem Sturm, ohne zu wanken.
Andere zwängen sich unbändig dem Ruf des Lebens folgend, zwischen unwirtlichem Fels hindurch. Mittendrin immer wieder riesige von unbekannter Hand rundgeschliffene Felsbrocken. Das Katapult eines Riesen muss sie in diese Urzeitlandschaft geschleudert haben.

Zwischen unwirtlichem Fels hindurch…

Zwischen unwirtlichem Fels hindurch…

Phantasieanregend befindet sich die Starzlachklamm unweit des Museumsdorfes. Um die Klamm zu durchwandern ist keine besondere Bergfestigkeit erforderlich jedoch sollte geeignetes Schuhwerk getragen werden. Die Steige sind durch Gitter und Stahlseile gesichert, oft wird hintereinander gegangen. Der untere Einstieg kann über den Parkplatz Winkel erreicht werden, der Obere beginnt unweit des Berggasthofes Alpenblick.

Aus der Ferne ertönen gleichmäßige Schläge. Nicht der Schmied wird den Hammer schwingen, es klingt nach einem Waldarbeiter der die Axt führt. Hochgewachsene Tannen wiegen sich im Wind, in dem ein Greifvogel segelt. Kühle Feuchte dringt aus dem Wald während aus dem Tal das Rauschen des Baches ertönt. Gerade so als könnte es nie anders gewesen sein.


47.539105,10.321885
Knappendorf Burgberg, 87545 Burgberg im Allgäu

Naturwunder Bergwelt
Naturwunder Bergwelt Fellhorn und Hörnergruppe

Faszination der Berge gezeigt im Bild

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Faszination Fachwerk - an Weser und Ilme
Faszination Fachwerk - wenn es dunkel wird

Sehnsucht Fachwerk - Synonym für Heimat

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